Vor einer halben Stunde sind wir wieder im Hotel Campanille in Breslau/Wroclaw gelandet. Breslau ist die Hauptstadt Niederschlesiens.
Nach dem leicht schrottigen Hotel in Krakau/Krakow ein himmlisches Vergnügen.
Nun dachte ich, ich hätte genug Zeit, meinen Text zu vervollständigen, aber denkste. Bis das mitgeschleppte Netbook mal in Gang kam und seine Updates geholt hat, verging so seine Zeit. Die Maus funktioniert nicht mehr, also noch eine Erschwernis für mich. Ach ja, man hat schon sein Tun.
Gleich gibt es Abendessen, und da ich danach mir den schönen Bahnhof ansehen will und noch einmal durch die Altstadt spazieren möchte, wird es nicht viel Text geben.
Die Schreiberei auf dem Smartphone ist zwar praktisch, aber zeitraubend, und da ich damit nicht fotografiere, kriege ich auch keine Fotos rein. Aber das hole ich noch nach, damit ich ausreichend Erinnerungen speichern kann und liebe Helga: ich muss Dir ja was bieten !
Heute früh um 8 haben wir Krakau verlassen.
Zuerst wurde Kattowitz angefahren, der Reiseleiter hat ja seine Weisungen. Mir jedenfalls hätte das Vorbeifahren an den sogenannten Sehenswürdigkeiten genügt. So aber konnte ich mich auslassen im Fotografieren eines ufoartigen Stadions und einer Strassenbahnhaltestelle inmitten Kreisels und dann waren da ja noch umgebende Gebäude.
Nun wird nachgeholt:
Kattowitz/ Katowice
ist eine moderne Industriestadt in Oberschlesien mit 430.000 Einwohnern. Es ist eine der zehntgrößten Städte Polens. Sie liegt im sogenannten Kohlesteinbecken, ist also eine Industrieregion.
Da früher das ganze Geld zum großen Bruder in den Osten ging, gibt es hier Vieles , was noch vor sich hin bröckelt. 20 Minuten Pause sieht unsere Reiseleitung vor. Kreisel mit Ufo und Haltestelle können ausführlich geknipst werden. Da hätte es Interessantere Ecken geben können.
die Untertasse im Hintergrund |
Gleiwitz/ Gliwice, ehemaliges grosses Braunkohlerevier Oberschlesiens.
Am 31. August 1939 fand hier ein fingierter Überfall der SS auf den Sender Gleiwitz statt (Unternehmen Tannenberg). Dieser und andere Vorfälle wurden benutzt, um den 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen zu beginnen.
Gleiwitz hat heute 230.000 Einwohner. Es gibt einen schönen kleinen Hauptplatz mit einem Rathaus. Auch hier wieder gibt es die typischen Arkaden, sowohl am Rathaus , als auch an den Häusern, die ihn begrenzen. Renovierungsarbeiten beginnen, aber schon ein paar Meter vom Marktplatz entfernt verfällt Vieles.
In einer der Kirchen nahe dem Marktplatz findet man noch deutsch beschriftete Tafeln unterhalb der Orgel.
Nun geht es weiter nach:
Oppeln/ Opole
mit seinem Rathaus von 1936, das eine Nachahmung des Palazzo Vecchio in Florenz in der Mitte seines Hauptplatzes besitzt, umgeben von Renaissance Markthäusern.
Oppeln liegt an der Oder, in der schlesischen Tiefebene und hat 25.000 Einwohner. Es wurde im Krieg kaum zerstört, daher hat es noch eine ganze Menge an alter Architekur zu bieten. Es war ehemals ein Zentrum des Gebietes mit deutscher Minderheit.
Sankt Annaberg war und ist ein Wallfahrtsort, hatte Bedeutung sowohl für die polnische, als auch die deutsche Bevölkerung. Bereits 1480 wurde dort die erste Kirche auf dem aus der Ebene aufragenden Inselberg Kirche erbaut. Dort wurde die Holzstatue der Anna Selbdritt Ziel von Wallfahrern.
1327 war das Dorf böhmisch, 1635 fiel es an Habsburg, 1655 waren die Franziskaner die Ordensherren im neu erbauten Kloster, als wichtigster Wallfahrtsort Oberschlesiens wurde es 1742 preußisch. 1921 verblieb es per Abstimmung in der Weimarer Republik, ab 1933 hatten die Nazis das Sagen und nannten es 1939 Annaberg O.S. ....dies habe ich nur so ausführlich geschildert, um einmal ein Beispiel für die vielen wechselvollen Geschichten dieser Region aufzuzeigen.
Eine gute Zusammenfassung habe ich bei Wikipedia gefunden:
- Mährisch - Böhmische Zeit von 879 bis 992
- Die polnisch - böhmischen Jahre 900 bis 1137
- Die Schlesischen Piasten zwischen 1138 – 1348
- Schlesien unter Böhmischer Krone 1348 – 1526
- Schlesien unter Kontrolle der Habsburger 1526 – 1742
- Schlesien unter der Herrschaft der Preußen 1742–1918
- Schlesien in den Jahren 1919 bis 1939
- Der Zweite Weltkrieg 1939 bis 1945
- Vertreibung der deutschen Bevölkerung von 1945 bis 1947
- Schlesien ab 1945
Zunächst ist mein Ziel der wunderschöne Bahnhof, der total renoviert wurde.
Ich bin begeistert von der gelungenen Symbiose zwischen Alt und Neu. Sie haben beide Teile wunderbar harmonisch aneinander gefügt. In der Halle gibt es einen linken Teil mit Eingangsbereich, alten Bogengängen, Türen und Fliesen. Mit einer Glaskuppel versehen ist der Mittelgang, an den sich auf der anderen Seite die modernen Aufgänge zu den Gleisen anschließen.
Weiter geht es über eine triste Hauptstrasse, die Strassenbahnen überholen mich ratternd.....
In einem Park gibt es viel zu sehen, nicht nur diesen wunderbaren Brunnen.
Meinen Abschiedstrunk nehme ich im Freien zu mir.....
...und verabschiede mich vom Gotischen Rathaus aus dem 13. Jahrhundert....
Für die Fahrt zum Hotel habe ich sogar eine gültige Fahrkarte!
In einer Unterführung mitten in der Stadt gibt es einen Automaten, an dem man bar zahlen kann, und die Anweisungen können sogar in deutsch angezeigt werden. Hinter mir scharen sich sofort andere Touristen, die sehen wollen, wie das Ding zu bedienen ist.... offenbar haben noch mehr Leute Probleme mit dem Bezahlsystem in der Breslauer Strassenbahn.....
Eine schöne Reise ist leider schon zu Ende..... Breslau und Krakau haben mich begeistert, aber auch die Landschaften.