Dienstag, 23. Juli 2013

Krakau satt

Mittwoch, 25.7.13

Morgens steht  die Besichtigung der Stadt auf dem Programm. Krakau liegt an der Weichsel, dem längsten Fluß Polens.
Zuerst machen wir eine kleine Busrundfahrt und dann geht es in das alte jüdische Viertel, genannt Kacimiercz.




Danach geht es auf die Burg, den Wawel. Dies ist die einstige Residenz der polnischen Könige in Krakau. Der Hügel, auf dem sie sich befindet, ist 228m hoch über der Weichsel.



auf der Burg
 
im Arkadenhof
Sowohl Altstadt, als auch Burg sind Weltkulturerbe.
In der Wawelkathedrale geht es sehr streng zu, kein Foto darf gemacht werden, so heilig sind die Gräber dort.
Der geschlossene, viereckige Arkadenhof hat riesige Ausmaße.
Friedrich August I. von Sachsen,  genannt auch August der Starke war herrschte hier ab 1697 als König von Polen  und Großfürst von Litauen (als August II.) in Personalunion.


Zu Fuß geht es  dann bis zur Kirche der 12 Apostel, rechts daneben die älteste romanische Kirche der Stadt (St. Andreaskirche ).
die Kirche der 12 Apostel
St. Andreaskirche
in der Fußgängerzone
In Richtung Hauptplatz führt eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Geschäften und Lokalen. Dazwischen kommen immer wieder Kutschen mit Touristen an uns vorbei.

am Hauptplatz
Krakau war 600 Jahre lang die Hauptstadt Polens. Es gibt etwa 130 Kirchen. Das Schloss zählt zu den 20 berühmtesten Schlössern Europas. Manche nennen die Stadt Krakau: "Slawisches Rom"

Rund um den Marktplatz gibt es jede Menge zu beobachten. Pferdekutschen warten auf Kundschaft, durstige Tiere werden getränkt. Tauben werden gefüttert und flattern erschreckt hoch. Brezelverkäufer sitzen an kleinen blauen Buden und preisen ihre Spezialität an

Zum Abschluss der Führung gehen wir noch in die Marienkirche. Dort muss man ausnahmsweise Eintritt bezahlen und auch für die Fotoerlaubnis. Sie ist eine römisch-katholische Basilika und gehört zu den Wahrzeichen der Stadt Krakau. Sie besitzt 2 verschieden hohe Türme und vor allem den weltberühmten Hochaltar von Veit Stoß, der um 1480 entstand.

im Hintergrund die Marienkirche
Zum Mittagessen genehmigen Christiane und ich uns Pirogen in verschiedenen Ausführungen (kleine Teigtaschen mit Füllung) und die typischen schlesischen Klöße (Slgskie Kluski) mit Soße.

in den Tuchhallen
ein Papst für den Weihnachtsbaum !
Danach besichtigen wir auf eigene Faust die Tuchhallen und den Marktplatz, um uns bei einem Stück Kuchen bzw. großem Eisbecher wieder zu treffen.

Arkadenreihen bei den Tuchhallen
Um 17 Uhr ist Abfahrtszeit für den Bus zum außerhalb liegenden Hotel.
Ich entscheide, dass ich weiter in der Stadt bleibe und mir später eine Taxe nehme.

Nun kann ich mich endlich frei bewegen, gehe noch einmal die Einkaufsstrasse runter, um die Kirche der 12 Apostel (Peter und Paul Kirche) anzusehen und die daneben liegende alte romanische St. Andreaskirche, die von außen groß aussieht.
Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist eine der ältesten Kirchen Krakaus mit zwei charakteristischen Türmen. Sie wurde im 13. und 14. Jh. umgebaut, hat aber ihr romanisches Aussehen erhalten. Laut Überlieferung ist sie das einzige Gotteshaus Krakaus, das den großen Tatarenüberfall 1241 unbeschadet überstand und den Bürgern Schutz bot.
 Drinnen kommt man aber nur in einen kleinen Vorraum. Der ebenfalls kleine Hauptraum ist durch ein Gitter abgesperrt. Er ist dreischiffig, hat einen Altar aus schwarzem Marmor.

eine Kanzel in Schiff- Format (St. Andreaskirche)
Eine Nonne sitzt betend auf der Kirchenbank, und man hört die leisen Gesänge eines Frauenchores. An diese Kirche angeschlossen ist ein Klarissenkloster, ein Orden mit strengen Klausurregeln.
Besonders schön ist Kanzel, die zwar aus Gold sein soll, auf mich aber silbrig wirkt. Sie hat die Form eines Bootes und stammt aus dem 17. Jahrhundert..

In der St. Peter und Paul`s Kirche nebenan findet am Abend ein Konzert statt. Mir ist die Kirche aber zu groß, und sie gefällt mir nicht, außerdem ziehe ich Kammermusik einem Orgelkonzert vor.

Auf dem Weg zurück zum Hauptplatz finde ich in einem der unzähligen Schmuckläden eine Kette mit Bernstein, die nicht dem üblichen Muster entspricht... sie zieht um nach Deutschland.....

2 kleine Armbändchen hatte ich mir mittags schon in den Tuchhallen erstanden.
Die Tuchhallen sind im Mittelalter entstanden, sie sind eines der bedeutendsten Beispiele der Renaissance-Architektur in Mitteleuropa.  Dort reiht sich heute ein Souvenirshop an den anderen, sodass einem ganz schwindelig werden kann. Zur Entspannung braucht man aber bloß nach oben zu schauen, und schon kann man schmiedeeiserne Gehänge, Lampen , aufgemalte Wappen und ein tolles Gewölbe entdecken. Erst gegen Abend läßt der Zustrom von Touristen nach und man hat ein wenig mehr Sicht.
Marienkirche und Tuchhallen

Marienkirche

Decke der Marienkirche

Kanzel der Marienkirche

In die kleine romanische St. Adalbertskirche am Hauptplatz aus dem 12. Jahrhundert begebe ich mich um 19 Uhr zu einem Konzert des Royal Chamber Orchestras Krakau. Es passen keine 50 Leute rein, fast alle Plätze sind besetzt, und es gefällt mir sehr gut.


 Ein würdiger Abschluss ist das für einen schönen Tag in Krakau. Aber ganz ist mein Programm noch nicht beendet.

Da ich ein absoluter Fan von Klezmer Musik bin, zieht es mich noch einmal in das jüdische Viertel.
Gewappnet mit einem Stadtplan mache ich mich zu Fuß auf den Weg. Eigentlich ganz einfach, die Einkaufsstrasse wieder runter, vorbei an den schon besichtigten Kirchen, Rechtskurve zum Wawel, rechts liegen lassen und immer geradeaus, dann links, und dann geht das Theater los. Ich versuche mich durchzufragen, aber das endet mal rechts, mal links, das ist zwar ein gutes Strickmuster, aber nicht der Weg zu meine Ziel. Es wird langsam dunkel und ich bin fast soweit, sofort ein Taxi zu nehmen, um ins Hotel zu fahren. Ein Taxi nach dem anderen kreuzt meinen Weg. Letzter Versuch mit einem jungen Mann, der so aussieht, als wolle er mich fragen, ob ich etwas suche.
Er lebt zwar in Krakau, war aber auch unschlüssig. Er freut sich, seine Deutschkenntnisse üben zu können und bemüht sich redlich. Ein weiterer junger Mann wird befragt. Dieser weist uns eine Richtung und siehe da, in Begleitung des jungen Mannes lande ich im Kacimiercz. Er verabschiedet sich und ich suche mir ein Plätzchen in einem Lokal, in dem Klezmer Musik gespielt werden soll. Auf dem ganzen Platz herrscht aber eine eher merkwürdige Ruhe, von Klezmer keine Spur, in keinem der Lokale. Man mache gerade Pause, heißt es.


Na gut. Ich warte. Mein Tisch sieht bekleckert aus, am Nachbartischen wird nach der Bedienung Ausschau gehalten, es erscheint aber niemand, die haben wohl auch gerade Pause. Bei mir am Tisch lässt sich auch keiner blicken.


Da packt es mich, ich springe auf und düse empört davon.
Die Taxen von vorhin haben sich mittlerweile alle in Luft aufgelöst und es ist stockdunkel. Eine zwielichtige Gestalt am Steuer eines Taxis lehnt eine Fahrt ab, und bald hält aber ein älterer Herr an, der mich sicher ins Hotel bringt. Die Fahrt plus Unterhaltung dauert länger als nötig, weil er sich vor dem Hotel noch unterhalten will. Er ist 78 Jahre alt, arbeitet immer noch begeistert als Taxifahrer. Den Vater hatten die Nazis 1942 weggebracht, da er ein Partisan war. Die Familiengeschichte ist bedrückend, aber damit wird man hier schon mal konfrontiert, das gehört dazu. Um 22.30 bin ich in meiner Schlafhöhle zurück.

Morgen früh geht es nach Hannover zurück.


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